Freund oder Feind?
Jetzt ist es so weit: Das Gespräch beginnt, Sie treffen auf andere Menschen und wollen mit diesen kommunizieren. Ein besonders entscheidender Moment, gerade wenn Sie zum ersten Mal jemandem begegnen. Denn lange bevor es um die Worte, Inhalte und emotionalen Botschaften zwischen ihnen gehen wird, zahlt etwas ganz anderes: der erste Eindruck. Dieser so wichtige, zutiefst archaische kurze, unbewusste Moment, in dem wir uns in Sekundenschnelle gegenseitig visuell abscannen, uns im wahrsten Sinne des Wortes „ein Bild voneinander machen“ und anschließend ein oft dauerhaftes, (vor-) schnelles Urteil bilden: Freund oder Feind!
Viel genauer rastert unser Gehirn nicht, das war in Urzeiten auch kaum nötig. Denn letztendlich wollten wir nur wissen: Sind wir Jäger oder Gejagte, haben wir eine attraktive Beute vor uns, oder droht uns selbst dieses traurige Schicksal? Alles musste rasend schnell gehen, damit wir überhaupt noch die Zeit hatten, entweder zu agieren und anzugreifen oder zu reagieren, also die Flucht anzutreten oder uns still zu verhalten, um dem Angreifer nicht ins Visier zu geraten. Angriff, Flucht, Starre – die drei Grundreflexe.
Den ersten Eindruck nicht in Stein meißeln
Jetzt wissen Sie auch, warum der erste Eindruck so schnell, sehr grob gerastert und meistens nachtragend, ohne zweite Chance stattfindet. Obwohl ich hier gerne klar stellen will: Die bekannte Weisheit „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“ teile ich nicht. Zugegeben, es ist schwierig und zeitintensiv, einen negativen ersten Eindruck auszuräumen. Doch es geht, das haben Sie vielleicht auch schon erlebt. Zum Beispiel dann, wenn man Menschen, die man eher nicht so positiv oder sogar als schwierig kennengelernt hat, immer wieder trifft oder treffen muss. Dann kann es vorkommen, dass einem der andere plötzlich anders begegnet oder man ihn neu, anders und positiver wahrnimmt. Beides ist sehr gut möglich, denn der erste Eindruck hangt von vielem ab. Ganz besonders wichtig dafür ist allerdings unser echtes, glaubwürdiges, authentisches Auftreten und ein ungefiltertes, emotionales Verhalten. Dies lasst bei vielen Menschen, häufig gerade bei einer Erstbegegnung, zu wünschen übrig. Denn wir sind oft zu sehr vom Verstand gesteuert, von bisherigen Erfahrungen geprägt, wägen ab, wie wir uns am besten verhalten sollten, und sind lieber erst einmal kritisch und vorsichtig.
Ungefiltert und authentisch
Wir tragen dann gewissermaßen eine Maske, um uns dem Urteil des anderen nicht gleich preis zugeben. Doch damit begehen wir einen großen Fehler, denn dann sind wir nicht mehr echt, nicht mehr so, wie wir wirklich sind. Wir verhalten uns auch nicht mehr stimmig – unsere Worte, der Tonfall unserer Stimme und unsere gesamte Körpersprache, insbesondere die Mimik und der Blick, sind nicht kongruent, passen nicht mehr zusammen. Doch genau das registrieren unsere Gesprächspartner unbewusst sehr schnell und eindeutig als klare Unstimmigkeit, also als negativ. Denn unser Gehirn tickt eben urzeitlich, ist aus Gründen der früher so wichtigen Überlebenssicherung noch immer äußerst kritisch und vorsichtig eingestellt, ist von einem solchen Verhalten sofort alarmiert, wittert Gefahr und kennt dann nur ein klares Urteil: Wir sind Feinde! Und dies ohne böse Absicht!
Das muss aber nicht so sein, wenn wir anderen Menschen mit klaren Gedanken, einer ordentlichen Portion an positiven Gefühlen, offen, mit Lust, Neugier und Interesse begegnen. Authentisch sein ist die allerwichtigste Spielregel für den optimalen ersten Eindruck. Denn zum Freund wird man beim anderen nur, wenn man sich ihm ehrlich offenbart. Nichts macht Sie authentischer als Ihre sicht- und spürbaren positiven Emotionen.
Eine faire Chance geben
Ebenso hängt der erste Eindruck von unseren jeweiligen Stimmungen ab. Sind Sie selbst und im Idealfall auch Ihr Gesprächspartner von positiven Emotionen erfüllt, dann haben beide eine viel offenere Wahrnehmung, sind toleranter, empathischer und haben Lust auf das Gespräch. In einer solchen Stimmung fallt es beiden Seiten automatisch erheblich leichter, von dem anderen einen positiven Ersteindruck zu gewinnen. Geht es uns oder dem Gegenüber hingegen nicht gut, sind wir gerade in einer negativen Stimmung, fühlen wir uns gehetzt, gereizt oder müde, dann sind wir kaum offen für Neues. Der Gesprächspartner hat in einem solchen Fall keine faire Chance, positiv bei uns anzukommen.
Fazit
Der erste Eindruck zählt. Freund oder Feind lautet das Ergebnis. Ein kurzer Augenblick, der über Ihren Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Sind Sie für andere „Freund“, erhalten Sie viel Aufmerksamkeit, Wohlwollen und Interesse. Perfekt für ein gelungenes Gespräch. Als „Feind“ ernten Sie Skepsis und Ablehnung. Ihre Authentizität ist das „A und O“. Positive Emotionen sind es, die Sie automatisch authentisch machen und überzeugen. Damit Sie durch viele gute erste Eindrucke tolle Erfolge genießen und andere Sie authentisch erleben. So, wie Sie wirklich sind.